Musikgedanken

Sonntag, 27. Juli 2014

Musikabend

Ich komme soeben von unserem ersten Sommerkonzert zurück. Wir haben ein richtig gutes Konzert hingelegt. Leider vor einem viel zu kleinen Publikum. Die Konkurrenzveranstaltungen häufen sich immer sehr in der Sommerzeit.
Mit Rossinis Ouvertüre zur "diebischen Elster" haben wir alle schlafenden Besucher erst mal zum Leben erweckt, das Orchester hatte sich noch nicht mal gesetzt, das Klatschen war noch nicht verebbt, als unser Trommler den ersten Takt reindonnerte. Und los ging's. Geschwindigkeit, Witz, Gefühl... wir sind geschwebt, es war so schön.
Dann kam unser Villa-Lobos "Ciranda das Stete Notas" für Fagott und Streichorchester. Das ist ein Stück, an das man sich erst mal gewöhnen muss. Hiermit habe ich mich offiziell daran gewöhnt und fange an, es zu lieben und mich auf die schönen Stellen zu freuen. Es hat sehr viele Stellen, die harmonisch interessant und Gänsehaut-generierend sind. Der Schluss, so sanft so zart, so SCHÖN!
Das dritte Stück: 8. Symphonie von Dvorak. Darüber muss man eigentlich nichts schreiben, es ist ein Traum. Das höchst melodische und melancholische Anfangsthema der Celli, das dann in die Entfaltung der ganzen Symphonie führt. Im zweiten Satz das Zitat aus Beethovens dritter Symphonie, der dritte Satz so wunderschön, das Geigenthema am Anfang, so wunderbar zu spielen. Der letzte Satz mit seinen Trompeten am Anfang, das getragene Thema das in den wilden sich wiederholenden Teil mündet.... Was soll ich sagen, spielen, spielen, Musik, Musik, es ist ein Traum.

Donnerstag, 28. Februar 2008

Legende

Kürzlich, als ich in die Arbeit kam, fand ich auf meinem Schreibtisch einen Umschlag mit einer Karte drin, und da war ein Gedicht hinein geklebt. Von meiner Kollegin. Sie hat so an mich denken müssen, als sie dieses Gedicht gelesen hat, sagte sie mir. Und deswegen hat sie es mir mitgebracht.

Und ich finde es so schön, dass ich es euch nicht vorenthalten möchte:

Legende
(von Eva Strittmatter)

Irgendwo hab ich gelesen,
Dass man in einer Stadt
Sehr alte hölzerne Häuser
Abgerissen hat.

Aus dem alten Holz baut man Geigen,
Die sollen besonders klingen.
Das ist sicher chemisch zu klären.
Ich denke aber, sie singen

Von lange vergangenem Leben,
Das ist in das Holz eingedrungen
Und mit unregistrierbarer Schwingung
Bis heute herüber geklungen.

Wird die Geige gespielt, hört man Töne,
Die nicht in den Noten stehen.
Es ist, als ob die Verstummten
Summend vorübergehen.

Das ist eine schöne Legende.
Und ich träume: in meinem Gedicht
Soll immer etwas mitklingen,
Was für die Stimmlosen spricht.

Samstag, 13. Oktober 2007

Verzaubernde Musik

Es ist wieder einmal soweit, meine geliebte musikalische Woche im Oktober eines jeden Jahres ist vorbei. Und ich bin noch ganz hingerissen von den Erlebnissen dieser Tage.
Verzaubert hat uns vor allem Brahms 4. Symphonie, der es an innigen Emotionen nicht fehlt. Meistens ist es so, dass jedes Werk ein paar Stellen beinhaltet, auf die man sich besonders freut, weil sie so schön sind, oder einen persönlich tief berühren. Bei diesem Brahms ist das anders, da ist jede Stelle schön. Jede einzelne. Jeder Takt, jede Note hat seinen Sinn, ist da um in unsere Seelen überzugehen und zu bleiben. Es gibt keine Verschnaufpausen zwischen diesen emotionalen Angriffen.

Auch das zweite Stück, das Cellokonzert von Elgar ist ein wunderschönes Werk. Und unser Cellist supergut, tolle Klänge, die tiefen Töne der Bässe hört man nicht nur, man spürt sie körperlich.

Wie schon letztes Jahr zerlegen wir die Werke, zerpflücken sie und setzen sie für uns neu zusammen. Wir kommen Brahms näher, Brahms kommt uns näher, und gegen Ende der Woche treffen wir uns und sind bereit für zwei gigantische Konzerte. Ein Traum. In Ingolstadt ist der Saal voll, Dank dem dortigen Rotary Club, der für unser Benefizkonzert viele Sponsoren mobilisiert hat. Sogar Staatsminister Schneider saß in der ersten Reihe.

Ein besonderer Höhepunkt dieser Woche war der Tag, den wir Geiger mit einer Dozentin verbringen durften. Sie hat uns einen Tag lag getriezt. Zuerst hatten wir alle das Gefühl, dass wir eigentlich nicht geigen können. Gegen ihre schwungvollen Bewegungen mit dem Bogen oder ihrer Treffsicherheit in den hohen Lagen können wir uns nur verstecken. Oder einfach anerkennen, dass sie "jahrelang daran geübt hat." Im Gegensatz zu uns. Sie schafft es, aus uns Individuen einen einzelnen gigantischen Streicherklang zu zaubern. Aus einer Gruppe Geigen wird ein Klangkörper, wir gehören zusammen, atmen zusammen, wechseln den Bogen zusammen.
Wie übt man sowas? Wir spielen e-moll Tonleitern. Eine leichte Übung, sollte man meinen. Nicht aber, wenn man 15 Leute unter einen Hut bringen will. Alle sollen zur gleichen Zeit Bogen wechseln, gleich laut spielen, alles im Gleichklang. Als wir das einigermaßen hinkriegen, macht sie das Licht aus und wir spielen Tonleitern im Dunklen. Ein irres Erlebnis.

Der erste Tag nach dieser Woche war für mich wie der Sprung in einen falschen Film. Ich war noch so hingerissen von Brahms, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, was eigentlich die ganze Hektik in der Arbeit soll und was die Leute von mir wollen. Seid doch still, hört auf die Musik. Die Welt wird unwichtig mit ihren großen und kleinen aber dennoch nichtigen Problemen. Ich habe nur Brahms gesummt. Jede schöne Stelle. Also die ganze Symphonie.

Eine Woche harte Arbeit, und eine Woche weit weg von allem, was irgendwie nach Alltag aussieht. Das ist besser als drei Wochen Urlaub.

Dienstag, 17. April 2007

Neuer Start in die Musik

Es ist mal wieder soweit, unsere Semesterpause hat ein Ende gefunden und mein Orchester hat sich heute zur ersten Probe für das nächste Konzert getroffen. Ein wahrlich erfreuliches Ereignis. Zuerst sieht man die ganzen vertrauten Gesichter wieder, diese Leute, die zusammen einen gigantischen Klangkörper bilden können. Ein paar neue dazwischen, ein paar alte fehlen. So ist das jedes Mal. Meine heiß geliebte Pultnachbarin ist aber da, und das ist auch gut so. Wir wüssten nicht, was tun, ohne einander.

Und dann die Musik. Das Papier ist noch warm vom Kopierer. Ein Wald von Noten breitet sich vor meinen Augen aus, noch bin ich nicht in der Lage, mir aus den Punkten und Strichen die Melodie in ihrer Gesamtheit zusammenzureimen. Das wird sich ändern, ich weiß es. Ich kenne das Stück, ich habe es mir einige Male auf CD angehört, nur damit ich theoretisch weiß, wo ich hingehöre mit den ganzen fremden Noten. Hilft aber meinen Fingern herzlich wenig, die ungeübt auf dem Griffbrett herumrutschen und nicht so recht wissen, wo sie hin sollen. Weil ich es selbst nicht weiß. Oh ja, es gibt ein paar Stellen zum Üben.

Wir spielen. Erste Versuche, erste Schritte in dem neuen Stück, das uns allen noch so fremd ist. Wir kriegen die ersten Instruktionen von userem Dirigenten. Das ist so zu spielen, jenes so. Hier leise, dort ein kräftiges Forte. Struktur wird erkennbar. Ansatzweise. Wir haben ja noch drei Monate Zeit. Und mir ist nach den ersten paar Seiten klar, dass ich dieses Stück die Tage zwischen den Proben vor mich hinsummen werde. Es wird drin bleiben, in meinem Kopf, und ich werde es vermissen, wenn wir damit fertig sind - auch wenn die Vorfreude auf das nächste Programm schon jetzt riesengroß ist. Es gibt immer Highlights.

Das Orchester hat angefangen, meine Dienstagabende haben wieder einen Sinn bekommen.

Samstag, 10. Februar 2007

Klettern auf dem Griffbrett

Ich liebe es, Cellisten beim Spielen zu zugucken. Gestern wieder hatte ich das Vergnügen, nämlich bei unserer Generalprobe für das Cellokonzert von Dvorak.
Wie die Finger kräftig und gezielt einen Ton nach dem anderen treffen, manchmal so schnell, dass das Auge nicht mehr in der Lage ist, ihnen richtig zu folgen. Das Bild verschwimmt wie auf einem unscharfen Foto. Dann wieder sind langsame Töne gefragt, mit viel Vibrato, seine Hand wackelt atemberaubend. Besonders faszinierend ist die Daumenlage, wenn nicht nur die vier Finger, sondern auch noch der Daumen verwendet wird. Das gibt es auf der Geige nicht. Mir scheint es immer so, als wären die Finger und das Griffbrett mit Magneten versehen, so eng hängen sie zusammen, so präzise finden sie ihren Ort. Und dann die Doppelgriffe... wenn er sie spielt, klingen sie so leicht, schweben fast durch den Raum. Wer aber schon einmal versucht hat, Doppelgriffe sauber zu spielen, der weiß, wie viel Mühe und Arbeit dahinter steckt. Seine Finger verschieben sich nur leicht, der nächste Doppelgriff erklingt. Es ist ein wahrer Genuss.
Ganz abgesehen von den technischen Finessen, die dieses Stück zu bieten hat, ist es einfach wunderschön. Und wunderschön gespielt, so dass einem die Harmonien die Tränen in die Augen treiben. Es passiert mir immer wieder, dass ich in irgendwelchen längeren Pausen geistig davon schwebe und beinahe vergesse, dass ich ja weiter spielen muss. Traumhaft komponierte Töne traumhaft vorgetrangen. Anders kann man es nicht nennen.

Wen es interessiert, hier nährere Infos zu den Konzerten, die heute und morgen Abend stattfinden:

Symphonisches Orchester München Andechs

Montag, 29. Januar 2007

Minuten des Glücks

Sie sind so selten, die Augenblicke wo man genau weiß, dass man gerade glücklich ist, dieses Gefühl völlig im Reinen mit sich und der Welt zu sein.

Mich kann man mit Winzigkeiten glücklich machen, wie ich erst dieses Wochenende wieder festgestellt habe. Winzigkeiten, die mir einen jahrelangen Traum erfüllen:
Dvoraks Streicherserenade in E-Dur zu spielen.
Dieses Stück, das mich seit ewigen Zeiten begleitet, das ich so viel gehört habe, wie sonst fast nichts, es ist ein Wunder, dass die CD überhaupt noch spielt.

Und nun hat unsere Streicherdozentin nach der ganzen Proberei am Freitag einen Stapel Noten ausgepackt und gefragt wer denn noch Lust hätte zu spielen, einfach so, aus Spaß. Dvorak hätte sie da ... Mir ist wirklich beinahe die Geige aus der Hand gefallen. Dvorak, mein Dvorak.
Und dann haben wir gespielt. Jeder Ton berührte mein Herz und meine Seele. Es waren Momente der tiefsten inneren Zufriedenheit, die ich in diesen eineinhalb Stunden erlebt habe. Vergessen waren Müdigkeit, der Stress der Woche, die Probe von vorher, alles was anstrengend und schwer war ist von mir gewichen wie Nebel unter der Sonne. Musik, Töne, Harmonien. Ich bin dahin geschwebt zwischen all den Noten, die mir so viel bedeuten, ich war in einer anderen Welt, irgendwo zwischen Konzentration und Genuss. Völlig beflügelt und in einem Rausch aus Glück und Zufriedenheit habe ich an diesem Abend die Geige beiseite gelegt.

Mittwoch, 22. November 2006

Ein geigender Meter

Gestern war es also so weit, wir haben das Mendelssohn Violinkonzert, von dem wir nächsten Montag einen Satz in Straubing vorspielen werden, das erste Mal mit Solist geprobt.
Solist? Wo ist er denn eigentlich, denke ich mir, als ich den Probensaal betrete. Nichts zu sehen, weit und breit. Bei unserem Dirigenten steht ein kleiner Knirps in knallgrünem T-Shirt und ich denke noch, 'was macht denn der hier?', als ich sehe, dass er eine Geige in der Hand hält.
Aha.
Unser Solist.
Ohmygod...
Der ist ja höchstens 12.
Ein geigender Meter sozusagen.
Frustartiger Neid packt mich bei dem Gedanken, dass so ein Kind das Mendelssohn Konzert spielt, das vom Niveau her so einiges zu bieten hat. So ungefähr das, was ich konnte, als ich nach der Schule mit Geigenunterricht aufgehört habe.
Wir fangen an. Souverän schiebt er sich die Geige unters Kinn, schaut einmal kurz zum Dirigenten und spielt. Auswendig. Sauber. Jede Oktave stimmt. Springbogen. Doppelgriffe. Lagenwechsel. Tolle Bogenwechsel.
Neid!
Noch mehr Neid!!!
NEIDNEIDNEIDNEID!!!!!! (Ach, hätte ich doch mehr geübt in meinem Leben).
Egal.
Ich bin Orchestersau geworden und habe meinen Spaß daran. Wer will denn schon Sologeiger sein. Die Luft ist dünn in solchen Höhen.
Und ich nehme mir vor, endlich mehr zu üben, damit ich das, was ich kann, nicht auch noch vergesse.

Montag, 9. Oktober 2006

Versunken in Musik

Ich habe noch immer ein Lächeln auf dem Gesicht, ein Lächeln, das nur Musik mir zaubern kann. Erfüllt von Tönen und Klängen habe ich meinen ersten Tag danach gemeistert. Noten tanzen in meinem Kopf herum, vereinzelt oder zusammenhängend, meine Stimme oder der komplette Orchesterklang. Sie begleiten mich durch den Tag und ich bin glücklich. Vergessen ist die harte Arbeit der letzten Woche, das akribische Zerlegen und Zerkleinern der Symphonie in ihre einzelnen Bestandteile, um die Struktur der Werke zu erkennen. Wenn die Struktur sitzt, kann man darauf aufbauen. Und das haben wir getan.

Beethoven geht einem immer sofort ins Herz, die siebte Symphonie ganz besonders. Tränen möchte man angesichts des herrlich komponierten langsamen Satzes vergießen. Wehe einem, man hat Wunden in der Seele, Wunden, die schmerzen und einen plagen. Sie werden offen gelegt, ans Licht gezerrt, tausendfach verstärkt, so lange bis die Kruste aufplatzt und der Schmerz herausbricht wie ein Geysir. Das mag der erste Schritt zur Heilung sein, vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Seele wird gestreichelt von den liebevollen Klängen der anderen Sätze der Symphonie und der Schmerz beruhigt sich langsam.

Das erste Klavierkonzert von Brahms ist weitaus dramatischer, hier brechen keine Wunden auf, hier werden Felswände gesprengt. Musikalisch gesehen, versteht sich. Wie so oft bei Brahms ist mir die Musik anfangs fern, es dauert, bis ich einen Zugang finde. Aber kaum ist dieser geschaffen, überfällt mich die Größe des Werkes, ich fiebere den wunderschönen Stellen entgegen, den sanften und den wilden, die mich gleichermaßen mitreißen.

Ich bade in der Musik, sie streichelt meine Seele. Anschließend genieße ich den tosenden Applaus des Publikums und bin einfach nur glücklich.

Sonntag, 2. Juli 2006

Gospelmesse

Wieder mal ein erstes Mal in meinem Leben: ich habe heute zum ersten Mal eine Gospelmesse mitgespielt. Ich, Liebhaberin der altehrwürdigen klassischen Musik. Gospelmesse. Himmel, ich wusste ja nicht mal so recht, was ich mir darunter vorzustellen hatte. Na, so ein bisschen amerikanisch wird es schon sein, dachte ich mir.

Wir spielten die Gospelmesse für Sopran-Solo, zwei Chöre und Orchester von Ralf Gössler. Und, hey, das sind Klänge zum Mitswingen. Es hat richtig Spaß gemacht. Rhythmus, dass einem Hören und Sehen vergeht (schon mal einen 11/4 Takt gespielt? Oder 5/8? Ich nicht), Schlagzeug, Vibraphon (toll), Schnulz ohne Ende, die Saxophone weinten, ebenso schluchzte die Solosängerin, so dass einem stellenweise die Gänsehaut gekommen ist. (Alle Musikkenner und -liebhaber unter euch wissen, dass das ein ernsthaftes Kompliment ist).

Nach zwei Proben kam heute die Aufführung, wir waren uns keineswegs sicher, ob wir durch dieses Stück hindurch kommen, ohne irgendwo komplett verloren zu gehen oder rauszufliegen oder beides. Aber es ging. Wie immer bei diesen nur kurz geprobten Konzerten. Es läuft. Keiner versteht warum, aber es läuft. Das Publikum hat euphorisch geklatscht und wir mussten sogar eine Zugabe von uns geben. Damit hatte nun keiner gerechnet.

Und jetzt, wieder daheim, habe ich das Weinen der Saxophone im Ohr, Melodien, die mich noch ein paar Tage begleiten werden. Ich wünschte, ich könnte auch mal in so ein Ding hinein blasen. Mit keinem anderen Instrument kann man so schön weinen. Aber vielleicht, irgendwann in meinem Leben, kriege ich noch die Chance ein bisschen Saxophon zu lernen...

Donnerstag, 9. März 2006

Ligeti und die Volksmusik

Kennt irgendjemand Ligeti? Ich kannte ihn nicht, bis ich gestern ein Kammermusikkonzert im Herkulessaal besuchte. Es spielte das Artemis Quartett und es standen schöne Stücke auf dem Programm, drei Quartette von Mozart und eben das 2. Streichquartett von Ligeti.
Ligeti? Wer war bitte das?
"Das wird schon wieder so ein moderner Quatsch sein", sagte meine Oma neben mir und verzog das Gesicht. "Die haben immer ein modernes Stück im Programm."
Ich war gespannt. Moderne Stücke sind nicht immer mein Fall, meistens eher nicht, aber es gibt auch interessantes darunter.
Der Cellist führte uns in das Stück ein, erzählte von Klangfarben und auf wieviele verschiedene Weisen man ein Gis spielen kann. Kratzig, hauchig, klar, wolkig, blumig, tausend Möglichkeiten gibt es da. Und dann kam die schlechte Nachricht: "Dieses Stück hat weder Melodie noch Rhythmus", sagte er.
Oh, dachte ich. Schlechte Voraussetzungen. Sie fingen an zu spielen. Kein Rhythmus, keine Melodie. Jedenfalls nicht viel davon. Es waren Geräusche, die von den Instrumentalisten auf der Bühne produziert wurden. Schnelle Geräusche, langsame Geräusche, leise und laute. Klangfarben? Vielleicht. Geräuschniveau? Eher. Meine große Frage war, wie das alles notiert ist. Mit herkömmlichen Noten kann man das sicherlich nicht ausdrücken.
Ich war beeindruckt davon, wie man so ein Stück schreiben kann, aber gefallen hat es mir nicht. Es war keine Wohltat für die Ohren, diesem Stück zuzuhören. Vielleicht war ich auch zu müde, um mich damit zu befassen.

In der Pause trafen wir Bekannte der Familie, ein Ehepaar. Er hat lange Zeit als Fagottist in einem Orchester gespielt. Das Grinsen wich ihm nicht vom Gesicht, als wir über Ligetis Quartett sprachen. Warum, sollte ich wenig später erfahren.

Auch in diesem Orchester wurde einmal ein Stück von Ligeti gespielt, ein Orchesterwerk, das eine halbe Stunde dauerte. In mitten von den ganzen Klangfarben und Geräuschen spielte er "Oh du lieber Augustin", ein anderer fiel mit "Hänschenklein" ein. Fällt nicht weiter auf, so ein Ausflug in die Volksmusik.

Mit ein bisschen Humor kann man also sogar Ligeti aushalten.

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