Freitag, 5. Januar 2007

Familienbande

Aus gegebenem Anlass habe ich mir die letzten Tage den Kopf über das zerbrochen, was einen so sehr an seine Familie bindet. Diese stählernen Seile, die es verhindern, dass man einfach vergisst, wo man herkommt. Drahtseile so zerbrechlich wie chinesisches Porzellan. Falsche Worte, falsche Taten können gleich einer Bombe alles in Fetzen reißen, was einem gut und teuer ist. Oder dieser Urknall befreit, so dass man nicht mehr die Launen und Unpässlichkeiten, die Eindrücke, die Ideen, die Wünsche, ja sogar die erdrückende Liebe der anderen ertragen muss. Ist es überhaupt möglich zu gehen? Kann man seine Wurzeln im Stich lassen, alles vergessen? Die Nähe, das wortlose Verständnis und die unerschütterliche Liebe? Eine Liebe, die Kränkungen und Hass verschwinden lässt wie Nebel in der Sonne.

Ich werde nie verstehen, wie sich Menschen so sehr verletzen können, ohne Rücksicht auf Verluste oder irgendwelche Kollateralschäden, die unweigerlich auftreten. Wie kann man sich hassen und lieben zugleich? Wie kann man dort sein wollen und doch lieber am anderen Ende der Welt? Und was tut man, wenn einen solche Gefühle zerreißen? Je an einem Arm packen und ziehen, bis man in der Mitte auseinander bricht?

Manchmal scheint es, als wären die Mitglieder einer Familie wild zusammengewürfelte, sich komplett fremde Menschen. Es scheint unmöglich, dass sie eine Kindheit zusammen verbracht haben, gelacht haben, geweint haben, sich gefreut haben, gelitten haben. Entsteht da nicht eine Art tieferes Verständnis und das Gefühl, dass man zusammen gehört, komme was da wolle?

Offensichtlich nicht. Und das macht mich traurig.
haudujudu (Gast) - 7. Jan, 15:16

Familienbande können sehr schmerzhaft sein.
'Weise' sagen, dass geistige Bande zu anderen Menschen mehr zählen und wichtiger sind und ich kann diesem Gedanken gut folgen.

Mir ist allerdings oft bewusst geworden, dass in Extremsituationen keiner so für einen da ist , wie die Familie.
Gut ist es alle Male, zu wissen, dass die Familie NICHT unser Gewissen sein kann und NICHT unser Leitbild und niemand sollte sich von der Familie unter Druck setzen lassen, Entscheidungen zu treffen, hinter denen er nicht steht.
Verletzungen dagegen passieren leicht und erscheinen einem oft, wenn sie von Menschen kommen, mit denen man familiär nah verbunden ist, riesengroß. Oft bekommt man schon bald Gelegenheit, einfach zu verzeihen.

Liebe Yvonne, du siehst, ich habe heute einen philosophischen Tag:-)
Sei lieb gegrüßt
katja

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

"Immer ist alles schön"...
»Immer ist alles schön« ist ein Roman von Julia Weber...
yvseit - 24. Apr, 21:21
Das Beste, was man dann...
Das Beste, was man dann machen kann, ist dem Frühling...
C. Araxe - 5. Apr, 21:59
Rezension zu "Hortensiensommer"...
»Hortensiensommer« ist ein Roman von Ulrike Sosnitza...
yvseit - 5. Apr, 21:08
Der Apfel fällt nicht...
Heute habe ich eine echte Überraschung erlebt: da lässt...
yvseit - 24. Mär, 20:49
Der März und die Krankheiten
Es ist doch jedes Jahr das Gleiche ... mitte März überkommt...
yvseit - 20. Mär, 21:40

Archiv

Januar 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 6 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
16
17
18
19
20
21
22
24
25
26
27
28
31
 
 
 
 
 

Was ich zur Zeit lese


Julia Weber
Immer ist alles schön


Ulrike Sosnitza
Hortensiensommer


Gerald Hüther
Was wir sind und Was wir sein könnten


William Somerset Maugham
Ashenden oder der Britische Geheimagent

Suche

 

Status

Online seit 6710 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 25. Apr, 09:59

Credits


Alltagsgedanken
Arbeitsgedanken
Beziehungsgedanken
Challenge 2018
Familiengedanken
Freizeitgedanken
Historische Gedanken
Kaleidoskop
Lebensgedanken
Literaturgedanken
Musikgedanken
Naturgedanken
Reisegedanken
Rezensionen
Schreibgedanken
Tantegedanken
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren