Samstag, 18. März 2006

Megazoff

Gestern habe ich mich mit meinem Chef gezofft, aber sowas von, das kann sich keiner vorstellen. Dieser Mann ist der unmenschlichste Typ, der mir je über den Weg gelaufen ist. Hat er sich am Donnerstag schon den ganzen Tag darüber aufgeregt, dass mein Schwager (der auch in dem Laden arbeitet) es wagt, bei der Geburt seines Kindes dabei sein zu wollen und bei seiner Frau im Kreißsaal sitzt und ihr die Hand hält. Und das, wo er doch viel besser in die Arbeit gekommen wäre.

Gestern hat mein Schwager dann um eine Woche Urlaub gebeten, damit er meiner Schwester helfen kann, wenn sie nach Hause kommt. Keine Chance. Einfach keine Chance. Urlaub ist nicht. Wo kämen wir denn da hin? Wenn jeder einfach Urlaub nehmen würde.

Nun, ich bin auf den Kerl eh nicht besonders gut zu sprechen, also habe ich meinen Mund nicht halten können und bin ausgetickt. Passiert selten genug, aber wenn, dann gewaltig.

Ich kann es nicht leiden, wenn jemand seine Mitarbeiter, behandelt als wären sie reine Geldgeneratoren und keine Menschen. Das ganze Betriebsklima geht flöten und von Motivation ist rein gar nichts zu spüren. Mein Chef denkt ausschließlich daran, wie viel Geld er nicht kriegt, wenn Mein Schwager ein paar Tage nicht da ist. Kein Gedanken daran, wie es meiner Schwester vielleicht geht, die nach der schweren Geburt nun wirklich nicht alles alleine machen kann, wie es Sasa selbst geht, der gerne ein paar Tage mit seinem Sohn verbringen will, nichts dergleichen. Nur Geldgier. Auch nicht interessant ist die Tatsache, dass mein Schwager noch 20 (!!!!) Tage Resturlaub aus dem letzten Jahr hat, dass die Leute im Lager ständig Überstunden machen, deren Bezahlung mehr als ungewiss ist. Wir sind alle ersetzbare Geldgeneratoren. Thank you very much!

Ich bin jetzt schwer am Überlegen, ob ich dem Kerl am Montag meine Kündigung auf den Tisch knalle und gehe. Ich habe kein bisschen Lust, in einer Firma zu arbeiten, die ihre Mitarbeiter so behandelt. Und es ist ja nicht das erste Mal.

Nun ja. Hab gestern also gestritten, und ich sag euch eines, ich habe gezittert vor Wut. Sowas ist mir noch nie passiert. Das war echt unheimlich.
isleofskye - 18. Mär, 15:01

Ich möchte mich wirklich nicht als Hellseher outen, aber dass du platzt habe ich kommen sehen. Mich hat nur gewundert, wie lange du es ausgehalten hast. Was hat dein Chef denn gesagt, als du so vehement für deinen Schwager eingestanden bist?
Das ist wirklich unmöglich, unmenschlich eigentlich, deinem Schwager keinen Urlaub zu geben, zumal er Resturlaub ohne Ende hat. Hat der Kerl selbst denn keine Kinder? Sicher war er aber bei deren Geburt nicht dabei, sondern stattdessen beim Arbeiten. Nun hat er Geld aber seine kids haben kein Verhältnis zu ihm. Liege ich richtig?
LG jester
PS. ich hab jetzt auch ein weblog - übrigens

haudujudu - 20. Mär, 21:01

eiwei!
Ich hab Deinen Beitrag jetzt eben erst gelesen, so dass es für kluge Ratschläge eh zu spät ist.
Vor so einer Kündigung würde ich grundsätzlich ein paar Tage drüber schlafen.
Hat denn dein verbaler Angriff irgendeinen Eindruck auf den Chef gemacht?
Hat der Schwager vielleicht dann doch Urlaub bekommen?
Wirklich ein übler Kerl, dieser Chef.
Daumen drück und gutes wünsch,
katerlies

yvseit - 20. Mär, 23:10

Ich schlafe schon seit Wochen drüber. Oder seit Monaten. Jetzt ist der Eimer voll. Punktum. Ich bin sehr tolerant und kann einiges aushalten, aber irgendwo ist einfach Schluss. Ich habe genug Selbstwertgefühl und vor allem Selbstachtung, dass ich nicht alles mit mir und meiner Familie machen lassen muss. So einfach ist das.

Nun ja, von meinem Ausbruch am Freitag war er nicht sonderlich beeindruckt. Er ist hier der Chef, was er sagt gilt, basta. Zu meinem armen Schwager hat er auch noch abfälligerweise und mit viel Hohn gesagt, dass der es sich jetzt wohl nicht leisten könne, Urlaub zu nehmen, wo er doch eine Familie zu ernähren hat... und so ein Job ist schnell verloren, nicht wahr. Er kriegt keinen Urlaub. Aber er ist jetzt krank geschrieben.

Arrrghh. Wenn ich an den Mr. Chefus denke, kommt mir die Galle hoch.

Heute bin ich auch ziemlich ausgerastet, oder zusammengebrochen, wie man es nennen will. Meine Nerven lagen echt total blank, es ist einfach zu viel passiert in den letzten paar Tagen. Kind geboren, Zoff mit Chef, Kündigungsgedanken, Opa gestorben. Herrgott, wieviel denn noch? Man musste mich nur schief anschauen und ich bin in Tränen ausgebrochen, hatte mich überhaupt nicht unter Kontrolle. Das, und meine Ankündigung dass ich gehen werde, hat meinem herzallerliebsten Chef doch ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. Sowas ist er von Miss S. nicht gewöhnt. Außerdem läuft er inzwischen überall in der Firma in ausgestreckte Messer. Wo er hin kommt schlägt ihm nur Verachtung entgegen. Und alle, die ihren Mund nicht halten können (das sind vor allem die Damen im Büro), geben ihm noch eines aufs Dach. Er hat heute von drei von uns zu hören bekommen, was für ein gefühlskalter und unmenschlicher Typ er doch ist.

Meine Kolleginnen sind alle sehr lieb, alle haben vollstes Verständnis für meine Entscheidung. Ich mache mir so viele Gedanken darüber, was ich meinen Kolleginnen alles aufhalse, wenn ich gehe, aber die sagen, ich soll mich nicht drum kümmern und es durchziehen. Meine Family denkt genauso. Das hilft.

Ich bin übrigens auch krank geschrieben, für zwei Tage, Donnerstag hab ich Urlaub genommen, da wird mein Opa beerdigt. Noch so einen Tag wie heute halte ich momentan nicht aus.
haudujudu - 21. Mär, 00:10

Oh, was für eine schlimme Zeit für Dich!
Da wünsch ich Dir viel Kraft!
Gefreut hat es mich, dass doch Kollegen da waren, die auch reagiert haben. Ich wollte nicht fragen, aber diese Reaktion war und ist sicher sehr wichtig für Euch...
Ich denk an Dich und wünsch, dass Ihr alle diese schlimmen Tage, so gut es eben geht, übersteht!
Ganz liebe Grüße
Katerlies

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