Sonntag, 7. Januar 2007

Lauflust

Heute habe ich mir endlich selbst in den Hintern getreten und bin endlich mal wieder laufen gegangen. nach ungefähr 6 Wochen Pause. Wetter-, zeit- und motivationsbedingte Pause, in der ich mich tagtäglich für meine Charakterschwäche gehasst habe. Nicht so heute. Die Sonne hat geschienen, es war nicht so kalt, was will man mehr. Mensch, mach hinne!!!!

Es war wundervoll. Sonne im Gesicht, Wind im Haar, frische Luft in der Lunge und den knirschenden Kies unter den Füßen. Was will man mehr? Wie konnte ich nur vergessen, wie gut es sich anfühlt mit erhitztem Gesicht und müden Beinen nach Hause zu kommen, wie sich meine Rückenschmerzen verringern, wenn ich mich bewege, wie mir mein Gewissen freundlich auf die Schultern klopft. Wie gut es sich anfühlt, eine halbe Stunde nur mit seinen wandernden Gedanken im Kopf durch die Welt zu laufen. Eine halbe Stunde für mich alleine, unerreichbar. Es gibt fast nichts Schöneres.

Das sollte ich in Zukunft nicht mehr vergessen und solange kein Schnee werde ich wieder regelmäßig laufen. Seltsamerweise hat meine Kondition nicht so sehr unter der Pause gelitten, wie ich mir das vorgestellt hatte. Habe in meine 30 Minuten nur ein paar Minuten Gehpause einlegen müssen. Bald werde ich wieder durchlaufen können. Alles bestens.

Freitag, 5. Januar 2007

Familienbande

Aus gegebenem Anlass habe ich mir die letzten Tage den Kopf über das zerbrochen, was einen so sehr an seine Familie bindet. Diese stählernen Seile, die es verhindern, dass man einfach vergisst, wo man herkommt. Drahtseile so zerbrechlich wie chinesisches Porzellan. Falsche Worte, falsche Taten können gleich einer Bombe alles in Fetzen reißen, was einem gut und teuer ist. Oder dieser Urknall befreit, so dass man nicht mehr die Launen und Unpässlichkeiten, die Eindrücke, die Ideen, die Wünsche, ja sogar die erdrückende Liebe der anderen ertragen muss. Ist es überhaupt möglich zu gehen? Kann man seine Wurzeln im Stich lassen, alles vergessen? Die Nähe, das wortlose Verständnis und die unerschütterliche Liebe? Eine Liebe, die Kränkungen und Hass verschwinden lässt wie Nebel in der Sonne.

Ich werde nie verstehen, wie sich Menschen so sehr verletzen können, ohne Rücksicht auf Verluste oder irgendwelche Kollateralschäden, die unweigerlich auftreten. Wie kann man sich hassen und lieben zugleich? Wie kann man dort sein wollen und doch lieber am anderen Ende der Welt? Und was tut man, wenn einen solche Gefühle zerreißen? Je an einem Arm packen und ziehen, bis man in der Mitte auseinander bricht?

Manchmal scheint es, als wären die Mitglieder einer Familie wild zusammengewürfelte, sich komplett fremde Menschen. Es scheint unmöglich, dass sie eine Kindheit zusammen verbracht haben, gelacht haben, geweint haben, sich gefreut haben, gelitten haben. Entsteht da nicht eine Art tieferes Verständnis und das Gefühl, dass man zusammen gehört, komme was da wolle?

Offensichtlich nicht. Und das macht mich traurig.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Frohe Weihnachten

Weihnachten

Ich wünsche allen meinen lieben Freunden und Lesern meines Weblogs ganz frohe Weihnachten. Ich hoffe, ich kann euch weiterhin mit Gedanken aus meinem Leben erfreuen. Ihr habt mich alle so treu durch das vergangene, höchst ereignisreiche Jahr begleitet. Danke dafür.

Sonntag, 3. Dezember 2006

Katerliebe

Im Elternhaus meines Freundes gibt es einen einäugigen Kater. Polyphem haben wir ihn aus genau diesem Grund genannt. Und Polyphem liebt mich. Er hat mich vom ersten Tag an geliebt, als wir ihn völlig abgemagert, mit einer riesen Wunde an einer Seite und einem zu Tischtennisballgröße geschwollenen Auge vor guten vier Jahren an der Terrassentür gefunden haben. Ich habe eigentlich nur mit ihm geredet, anfassen wollte ich ihn nicht so wirklich, wer weiß was das Tier schon alles an Ungeziefer und sonstigen Dingen an sich trägt. Ich habe mit ihm geredet, und ihm, aus Ermangelung von Katzenfutter, eine Schale Griesbrei mit Sahne hingestellt. Das halb verhungerte Tier hat alles ratzeputz weggefressen. Seither ist unsere Liebe besiegelt.

Die Wunde ist schon lange verheilt, das Auge abgeschwollen (aber nicht mehr wirklich vorhanden), der Kerl ist inzwischen quicklebending und hält alle auf Trab. Immer wenn wir dort übernachten, kommt er abends in unser Zimmer und macht es sich auf meinem Bett bequem. Auf meinen Füßen, oder auch dazwischen, wie auch immer ich gerade liege. Ich bin es nicht gewöhnt, mit Katze auf den Füßen zu schlafen. Wenn ich mich umdrehe, steht er kurz auf, schaut wie ich mich drehe, und legt sich dann wieder hin.

Heute, so bei Dämmerungsbeginn, ist der Kerl dann wach geworden und hat gemeint, im Zimmer herumkaspern zu müssen. Er hat mit Schokoladenpapierln gespielt, Pflanzen gefangen, ist um meine Matratze rumgestiefelt, bis ich dann mal aufgewacht bin.
Hey, spielen, scheint sein Blick zu sagen.
Ich will nicht spielen, ich bin müde.
Polyphem legt sich neben mich und will gestreichelt werden. Ich lange mit der Hand zu ihm hinüber fahre ihm kurz durchs Fell, bis ich selbst wieder in einen Dämmerschlaf verfalle. Irgendwann kommt es mir, dass es auf einmal so laut schnurrt. Ich mache die Augen auf und wäre fast rückwärts aus dem Bett gefallen. Uuuuaagghh!!!! Ein Katzenkopf direkt vor meinen Augen. Der Kasper scheint zu grinsen.
In den nächsten Minuten stiefelt Polyphem noch ein paar Mal über mich drüber und versucht mich zu irgendeiner Aktion zu animieren. Grummelnd stehe ich auf und schmeiße ihn hinaus. Ich bin müde, ich will weiterschlafen.

Aber ich liebe ihn, diesen kleinen, verspielten, liebevollen Kerl.

Donnerstag, 30. November 2006

Sie ist da!!!!

Zum feierlichen Abschluss dieses ereignisreichen Monats November 2006 möchte ich bekannt geben, dass heute das Paket mit der Anthologie bei mir angekommen ist. Ein Berg neuer, glänzender Bücher liegt vor mir und ich kann mein Glück nicht fassen. Ich liebe es, meine Nase in neue Bücher hinein zu stecken und diesen Geruch von frischem Druck in mir aufzusaugen. Was für ein erhebendes Gefühl. Unser Buch, unsere Geschichten, das Ergebnis unserer Arbeit...
Auf ein glückliches Prost hebe ich mein imaginäres Sektglas.

Dienstag, 28. November 2006

Auch von mir...

...gibt es jetzt Werbung in eigener Sache. Wie schon meine lieben Kollegen von den Münchner Satzkrobaten in ihren Blogs kundgetan haben: Unsere Anthologie erscheint diese Woche. Die Pakete mit den Büchern sind auf dem Weg zu uns. Wir können es kaum erwarten, haben den Sekt schon kalt gestellt....

Ja, wir haben es geschafft, eine Anthologie zusammen zu stellen. Wir haben Geschichten geschrieben, gegenseitig lektoriert, ums Cover gestritten, über den Titel diskutiert, uns um die Reihenfolge und Anordnung der Geschichten in die Haare gekriegt, wir haben Korrektur gelesen ohne Ende, Cover und Satz wurden von Leuten aus unseren Reihen gestaltet, und dann ging das druckreife Manuskript zum Verlag und ab un die Druckerei. Und jetzt ist es geschafft!!!!

Und so sieht sie aus, unsere Anthologie:

Antho

Zu bestellen ist sie beim Lerato Verlag.

Freeeeuuuuudddddeeeeee!!!!!!!!!!!!!! :-)))

Sonntag, 26. November 2006

Unheimlich

Ich finde Krankenhäuser unheimlich. Diese riesigen Gebäude voll mit Menschen und Räumen und Gerätschaften, von denen ich nichts verstehe. Dieser bestimmte Geruch, die beruhigenden Bilder an den Wänden. Der Handlauf. Alles schön und modern, und dennoch so unheimlich.
Am schlimmsten ist es, wenn ein geliebter Mensch zwischen den weißen Laken liegt, selbst so weiß, dass man ihn kaum sieht. Überall hängen Schläuche heraus, sind Zugänge gelegt. Verkabelt, verkoppelt, angeschlossen an Maschinen. Überwachung. Es piepst, es gurgelt, es brummt und zischt. Unheimlich. Es ist so unheimlich. Ich habe immer das Gefühl, kaum begibt man sich in deren Hände, kommt man als anderer Mensch wieder heraus. Irgendwie geläutert. Eine Schwester wuselt herum und ich weiß, dass dies keine Aufgabe wäre, die ich machen könnte.
Irgendein Wert wird nicht richtig gemessen. Die Maschine fängt an zu piepsen, dass man selbst gleich einen riesen Schrecken bekommt. Geht das die ganze Nacht so?, frage ich mich.
Aber ja.
Drei Knöpfe drücken, nochmal messen. Aha, jetzt funktioniert es. Ruhe für eine Stunde.
Ich bin froh, als ich das Gebäude hinter mir lassen darf und wieder in die Welt der Gesunden zurückkehre. Auf dass es möglichst lange so bleibt...
Aber nur zur Beruhigung... meinem geliebten Menschen geht es einigermaßen gut und er darf bald wieder nach Hause. Morgen, wenn es nach ihr geht.

Mittwoch, 22. November 2006

Ein geigender Meter

Gestern war es also so weit, wir haben das Mendelssohn Violinkonzert, von dem wir nächsten Montag einen Satz in Straubing vorspielen werden, das erste Mal mit Solist geprobt.
Solist? Wo ist er denn eigentlich, denke ich mir, als ich den Probensaal betrete. Nichts zu sehen, weit und breit. Bei unserem Dirigenten steht ein kleiner Knirps in knallgrünem T-Shirt und ich denke noch, 'was macht denn der hier?', als ich sehe, dass er eine Geige in der Hand hält.
Aha.
Unser Solist.
Ohmygod...
Der ist ja höchstens 12.
Ein geigender Meter sozusagen.
Frustartiger Neid packt mich bei dem Gedanken, dass so ein Kind das Mendelssohn Konzert spielt, das vom Niveau her so einiges zu bieten hat. So ungefähr das, was ich konnte, als ich nach der Schule mit Geigenunterricht aufgehört habe.
Wir fangen an. Souverän schiebt er sich die Geige unters Kinn, schaut einmal kurz zum Dirigenten und spielt. Auswendig. Sauber. Jede Oktave stimmt. Springbogen. Doppelgriffe. Lagenwechsel. Tolle Bogenwechsel.
Neid!
Noch mehr Neid!!!
NEIDNEIDNEIDNEID!!!!!! (Ach, hätte ich doch mehr geübt in meinem Leben).
Egal.
Ich bin Orchestersau geworden und habe meinen Spaß daran. Wer will denn schon Sologeiger sein. Die Luft ist dünn in solchen Höhen.
Und ich nehme mir vor, endlich mehr zu üben, damit ich das, was ich kann, nicht auch noch vergesse.

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